Singapore Sling

Der Singapore Sling ist Asiens berühmtester Cocktail und eine wahre Legende der Barkultur. Dieser elegante, rosa-farbene Drink wurde 1915 von Ngiam Tong Boon in der Long Bar des Raffles Hotels in Singapur kreiert. Mit seiner komplexen Mischung aus Gin, Cherry Heering, Bénédictine, Cointreau, Ananassaft und weiteren erlesenen Zutaten verkörpert er die exotische Eleganz der Kolonialzeit. Ursprünglich als „Damen-Cocktail“ konzipiert, ist er heute ein zeitloser Klassiker für alle Genießer.

Zutaten für Singapore Sling

Zutaten für Cocktail

ZutatMengeHinweise
Gin30 mlLondon Dry
Cherry Heering15 mloder Cherry Brandy
Cointreau7,5 mloder Triple Sec
Bénédictine D.O.M.7,5 ml
Ananassaft120 mlfrisch oder aus der Flasche
Limettensaft15 mlfrisch gepresst
Grenadine10 ml
Angostura Bitter1 Spritzer
Sodawasser30 mlzum Auffüllen
Ananasscheibe1 Stückzum Garnieren
Cocktailkirsche1 Stückzum Garnieren

Zubereitung

  1. Alle Zutaten außer Soda vorbereiten: Gin, Cherry Heering, Cointreau, Bénédictine, Ananassaft, Limettensaft, Grenadine und Angostura Bitter in einen Cocktail-Shaker mit Eis geben.
  2. Kräftig schütteln: Alle Zutaten etwa 15 Sekunden lang kräftig schütteln, bis die Mischung gut gekühlt ist.
  3. In Glas abseihen: Die Mischung in ein hohes, mit frischem Eis gefülltes Hurricane-Glas oder Highball-Glas abseihen.
  4. Mit Soda auffüllen: Vorsichtig mit Sodawasser auffüllen und leicht umrühren.
  5. Garnieren und servieren: Mit einer Ananasscheibe und einer Cocktailkirsche garnieren. Mit einem Strohhalm servieren und die tropische Eleganz genießen.

Die Legende der Long Bar

Der Singapore Sling ist untrennbar mit dem Raffles Hotel in Singapur verbunden, einem kolonialen Wahrzeichen, das seit 1887 für Eleganz und Exotik steht. In der berühmten Long Bar kreierte der chinesische Barkeeper Ngiam Tong Boon zwischen 1910 und 1915 einen Cocktail, der die Welt erobern sollte.

Das Raffles war damals das gesellschaftliche Zentrum der britischen Kolonie. Prominente wie Somerset Maugham, Noël Coward, Frank Buck und Douglas Fairbanks verkehrten hier. Maugham schwärmte: „Raffles steht für alle Fabeln des exotischen Ostens.“ In dieser Atmosphäre aus Abenteuer und Dekadenz entstand einer der berühmtesten Cocktails der Welt.

Ein Cocktail für die Damen

Im kolonialen Singapur der 1910er Jahre war es Frauen untersagt, in der Öffentlichkeit Alkohol zu konsumieren. Sie mussten sich mit Tee und Fruchtsäften begnügen, während die Herren Gin und Whiskey genossen. Ngiam Tong Boon erkannte diese Marktlücke und entwickelte einen genialen Plan.

Er kreierte einen Cocktail, der wie harmloser Fruchtsaft aussah, aber geschickt mit Gin und Likören versetzt war. Die rosa Farbe durch Cherry Heering und Grenadine ließ das Getränk unschuldig erscheinen – ein „Mocktail in Verkleidung“. So konnten die Damen diskret Alkohol genießen, ohne gegen die gesellschaftlichen Konventionen zu verstoßen.

Vom Straits Sling zum Singapore Sling

Ursprünglich hieß der Cocktail Straits Sling, benannt nach den Straits Settlements – der britischen Kolonialverwaltung, zu der Singapur, Penang und Malacca gehörten. Der Begriff „Sling“ geht auf das 17. Jahrhundert zurück und bezeichnete ursprünglich einfache Getränke aus Spirituosen, Zucker und Wasser.

Um 1900 entstanden in Singapur erste „Pink Slings“ – Gin Slings mit Cherry Brandy, die durch ihre rötliche Farbe auffielen. David Wondrich fand 1903 in Zeitungen Berichte über „rosa Slings für blasse Menschen“. Diese frühen Versionen waren jedoch noch weit von der heutigen komplexen Rezeptur entfernt.

Das verlorene Originalrezept

Das wahre Drama des Singapore Sling: Das Originalrezept ging verloren. Während des Zweiten Weltkriegs besetzten japanische Truppen das Raffles Hotel, später nutzten es die Alliierten als Kriegsgefangenenlager. In diesem Chaos verschwanden alle Aufzeichnungen von Ngiam Tong Boons Rezeptur.

Die einzige Spur ist eine Notiz von 1936, die ein Hotelgast nach einem Gespräch mit einem Barkeeper hinterließ. Diese enthält bereits Ananassaft und Grenadine – Zutaten, die in frühen Rezeptsammlungen fehlen. Charles H. Baker notierte 1939 in „The Gentleman’s Companion“ eine viel einfachere Version: je ein Drittel Gin, Cherry Brandy und Bénédictine, aufgefüllt mit Soda.

Die Wiedergeburt in den 1970ern

1972 übernahm der italienische Manager Roberto Pregarz das heruntergekommene Raffles Hotel und startete eine spektakuläre Renaissance. Teil seiner PR-Kampagne war die Wiederbelebung des Singapore Sling. Er präsentierte Ngiam Dee Saun, angeblich Ngiam Tong Boons Neffen, der die „ursprüngliche 60 Jahre alte Rezeptur“ seines Onkels bestätigte.

Kritiker bezweifeln diese Version. Die fruchtigen, rosa Tiki-Cocktails waren in den 1970ern modern, und Ananassaft war günstiger als importierte Orangen. Möglicherweise wurde Boons ursprüngliche Rezeptur an den Zeitgeschmack angepasst. Die Verkäufe explodierten jedenfalls von 10 auf über 1.000 Slings pro Tag.

Cherry Heering vs. Cherry Brandy

Ein zentraler Streitpunkt ist die Art des Kirschlikörs. Cherry Heering, 1818 in Dänemark gegründet, war bereits vor 1915 in Singapur erhältlich und wurde in lokalen Zeitungsanzeigen beworben. Diese Marke wird heute im Raffles verwendet und verleiht dem Drink seine charakteristische tiefere Süße.

Cherry Brandy ist hingegen eine Gattungsbezeichnung für Kirschliköre. Frühe Rezepte verlangen „dry cherry brandy“ – möglicherweise Bols-Produkte, die damals mit Cognac verschnitten wurden. Manche Experten spekulieren sogar über Kirschwasser (klarer Kirschschnaps), was zu einem farblosen Cocktail geführt hätte.

Der moderne Klassiker

Seit 2011 führt die International Bartenders Association den Singapore Sling als „Contemporary Classic“ mit der Raffles-Rezeptur. Diese Version ist zum weltweiten Standard geworden, auch wenn sie vermutlich stark vom Original abweicht.

David Embury bemerkte 1948 treffend: „Von allen veröffentlichten Rezepten für diesen Drink habe ich nie zwei gesehen, die gleich waren.“ Diese Verwirrung besteht bis heute – jede Bar hat ihre eigene Interpretation.

Das Erdnussschalen-Ritual

Ein einzigartiges Ritual der Long Bar: Gäste werden ermutigt, Erdnussschalen auf den Boden zu werfen – der einzige Ort in Singapur, wo Müll wegwerfen erwünscht ist. Diese Tradition geht auf die 1900er Jahre zurück, als Plantagenbesitzer aus Malaya am Wochenende hier verkehrten und ihre Erdnussschalen achtlos fallen ließen.

Variationen und moderne Interpretationen

Moderne Barkeeper experimentieren mit dem Singapore Sling:
Sling & Fizzle: Mit Ananassaft-Schaum statt flüssigem Saft
Straits Sling: Die historische Version ohne Fruchtsäfte
Million Dollar Cocktail: Ngiam Tong Boons andere Kreation

Jede Variante ehrt das Erbe, interpretiert aber die verlorene Originalrezeptur neu.


Wo stammt der Singapore Sling-Cocktail her?

Der Singapore Sling wurde zwischen 1910-1915 in der Long Bar des Raffles Hotels in Singapur von dem chinesischen Barkeeper Ngiam Tong Boon erfunden. Das Raffles Hotel war damals das gesellschaftliche Zentrum der britischen Kolonie und Treffpunkt internationaler Prominenz.

Wann wurde der Singapore Sling-Cocktail erfunden?

Der Singapore Sling wurde zwischen 1910 und 1915 erfunden. Ngiam Tong Boon arbeitete ab 1899 im Raffles Hotel nach dessen Erweiterung und verstarb 1915 auf einer Reise zurück nach China. Das genaue Jahr der Erfindung ist nicht überliefert.

Wer hat den Singapore Sling-Cocktail erfunden?

Ngiam Tong Boon, ein chinesischer Barkeeper aus Hainan, erfand den Singapore Sling in der Long Bar des Raffles Hotels. Er entwickelte den Cocktail speziell für Damen, denen damals der öffentliche Alkoholkonsum untersagt war. Der rosa Drink sah aus wie harmloser Fruchtsaft.

Wie schmeckt ein Singapore Sling-Cocktail?

Ein Singapore Sling schmeckt komplex, fruchtig und elegant ausbalanciert. Die Süße von Ananassaft und Cherry Heering harmoniert mit den botanischen Gin-Noten, während Bénédictine Kräuterwürze beisteuert. Limettensaft sorgt für Frische, die Grenadine für die charakteristische rosa Farbe. Insgesamt tropisch und erfrischend.

In was für einem Glas wird ein Singapore Sling-Cocktail serviert?

Traditionell wird der Singapore Sling in einem hohen Hurricane-Glas oder Highball-Glas mit viel Eis serviert. Das Glas sollte groß genug sein für die beträchtliche Menge Flüssigkeit. Mit Ananasscheibe, Cocktailkirsche und Strohhalm wird er stilvoll präsentiert.

Warum ist der Singapore Sling rosa?

Die charakteristische rosa Farbe stammt von Cherry Heering (Kirschlikör) und Grenadine (Granatapfelsirup). Ngiam Tong Boon wählte diese Färbung bewusst, damit der alkoholische Cocktail wie harmloser Fruchtsaft aussah und Damen ihn in der Öffentlichkeit trinken konnten, ohne gesellschaftliche Konventionen zu verletzen.

Was ist der Unterschied zwischen Singapore Sling und Straits Sling?

Der Straits Sling ist die ursprüngliche, einfachere Version aus den 1910ern mit Gin, Cherry Brandy, Bénédictine, Limettensaft und Soda – ohne Ananassaft und Grenadine. Der moderne Singapore Sling ist komplexer und fruchtiger. „Straits“ bezieht sich auf die damaligen Straits Settlements der britischen Kolonialverwaltung.

Ist das Originalrezept des Singapore Sling verloren?

Ja, Ngiam Tong Boons Originalrezept ging während des Zweiten Weltkriegs verloren, als das Raffles Hotel von japanischen Truppen besetzt wurde. Die heutige Rezeptur basiert auf einer Notiz von 1936 und wurde in den 1970ern unter Roberto Pregarz wiederbelebt, entspricht aber wahrscheinlich nicht dem Original.

Cherry Heering oder Cherry Brandy - was ist besser?

Cherry Heering ist die Marke, die heute im Raffles verwendet wird und war bereits 1915 in Singapur verfügbar. Es schmeckt süßer und sirupartiger als andere Cherry Brandys. Historisch wurde möglicherweise „dry cherry brandy“ (Bols mit Cognac) verwendet. Beide Varianten sind authentisch, ergeben aber unterschiedliche Geschmacksprofile.

Warum werden in der Long Bar Erdnussschalen auf den Boden geworfen?

Diese einzigartige Tradition geht auf die 1900er Jahre zurück, als Plantagenbesitzer aus Malaya am Wochenende ins Raffles kamen und ihre Erdnussschalen achtlos fallen ließen. Daraus entwickelte sich der Brauch, der bis heute gepflegt wird – der einzige Ort in Singapur, wo „Littering“ erwünscht ist.

Ist der Singapore Sling ein Tiki-Cocktail?

Nein, obwohl er wie ein Tiki-Drink aussieht. Der Singapore Sling ist älter als die Tiki-Bewegung und basiert auf Gin statt Rum. Die moderne fruchtiga Version mit Ananassaft ähnelt Tiki-Cocktails, aber die historischen Versionen waren einfache Gin Slings. Er ist eher ein kolonialer Punch als ein echter Tiki-Drink.


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